26. Juli 2012

Schöne Bücher

Falls jemand noch gute Urlaubslektüre sucht, hier ein paar neuere Bücher (aus diesem und letztem Jahr), die ich ziemlich gut fand. Und die auch optisch sehr ansprechend sind. In Deutschland sind Buchcover - gerade von den großen Verlagen - meistens nicht so schön. Aber zum Glück wandelt sich das in letzter Zeit. Die Cover werden schlichter, aber passen meistens trotzdem besser zum Inhalt. Und Suhrkamp-Bücher machen sich im Regal ja seit jeher besonders gut.

Das erste Buch ist eine Essay-Sammlung namens Bluescreen des New Yorker Publizisten Mark Greif, der auch Herausgeber der interessanten amerikanischen Zeitschrift n+1 ist. In seinem Aufsätzen geht es um Reality-TV, ästhetische Ideologie und natürlich Amerika. Gerade der letzte Essay ist lesenswert, Greif beschreibt darin, wie er als weißer Mittelständler versucht, sich die schwarze Hip-Hop-Kultur anzueignen, die er leider in seiner Jugend verschlafen hat. Eine kulturtheoretische Abhandlung anhand seiner persönlichen Erfahrung, Rappen zu lernen.




















Theorie und Erzählung gehen auch in Thomas Meineckes neuen Roman Lookalikes einher. Eigentlich ist das gar kein Roman, jedenfalls keiner den Reich-Ranicki als solchen gelten lassen würde, falls das noch jemanden interessiert. Meinecke beschreibt Doppelgänger von Stars wie Josephine Baker, reist aber dann selbst, als Romanfigur Thomas Meinecke, nach Brasilien, um die Rituale des candomblé mit poststrukturalistischer Theorie kurzzuschließen. Wie oft bei Meinecke geht es dabei gerade auch um Mode, Queerness, und Semiotik. 




















Ein "echter" Roman ist dagegen Leif Randts Schimmernder Dunst über Coby County, eines der jungen Erfolgsbücher aus dem letzten Jahr. Randt beschreibt das Leben in einer utopischen Stadt, in der die Wellness regiert und Überraschungen kaum mehr stattfinden. Trotzdem ist der Blick der Hauptfigur ein melancholischer, auch wenn seine Sprache auf Werbefloskeln reduziert ist.




















Ebenfalls eine Art Wellness-Dikatur herrscht in Angelika Meiers zweiten Roman Heimlich, heimlich mich vergiss. In einer gläsernen Klinik, die scheinbar hoch über der wie auch immer gearteten "normalen" Welt schwebt, sorgen Ärzte, die wie die Hauptfigur Dr. Franz von Stern mit einer zusätzlichen Hirnrindenschicht und einem Mediator zwischen den Rippen ausgestattet sind, für ihre Patienten, die sich schon längst von der Wirklichkeit verabschiedet haben. Aber plötzlich blitzt in Sterns Leben durch eine Begegnung mit einer neuen Patientin eine Vergangenheit auf, in der neben der sterilen Ärzte-Welt noch eine andere Realität existiert.




















Eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist Jonthan Lethems neuster Roman Chronic City. Der ehemalige Kinderstar Chase Insteadman trifft einen der letzten Bohemians der Upper East Side namens Perkus Tooth und macht sich zusammen mit ihm auf eine durch Marihuana angefeuerte Suche nach rätselhaften Kaldronen, in denen sie vollkommene Auflösung zu finden hoffen. Das alles spielt in einem New York, in dem ein riesiger Tiger ganze Häuser zerstört, Adler an Hochhäusern nisten, künstliche Fjorde in der Stadt klaffen, Schokoladengeruch in der Luft hängt, den manche aber auch als hellen Ton wahrnehmen und schon seit langen nur noch winterliche Temperaturen herrschen. Und über allem die Frage: Was ist die Wahrheit und kann man sie überhaupt noch von der Simulation unterscheiden?


4 Kommentare:

Andreas Wolf hat gesagt…

Danke für die Empfehlungen. Ein ähnlicher Buchgeschmack, da freu ich mich immer gleich. "Chronic City" fand ich auch hervorragend in seiner ganzen Abgedrehtheit. Mit "Bluescreen" war ich nicht ganz so glücklich, nachzulesen hier:

http://sichtenundordnen.wordpress.com/2012/05/27/my-generation/

Anonym hat gesagt…

ja, ich fand auch nicht das ganze buch gut, gerade auch die spezifisch amerikanische sichtweise. aber diese herangehensweise, solche phänomene wie youtube oder eben hiphop persönlich und gleichzeitig wissenschaftlich zu analysieren finde ich interessant...

Andreas Wolf hat gesagt…

Ja, absolut. Diesen Mix aus subjektiver und objektiver Betrachtungsweise fand ich als Methode eigentlich auch gut und interessant. Bloß die Schlussfolgerungen, oder vielleicht auch die ganze Grundhaltung des Buches, waren mir irgendwie fremd: Internet und YouTube lehnt er ab, weil ihm das alles viel zu hektisch ist und das Geistesniveau senkt. Und beim HipHop hört er dann letztlich nur die Texte auf soziologisch-politische Korrektheit ab. Das ist mir als Haltung irgendwie zu Deutschlehrermäßig. Aber egal. Wer Chronic City gut findet, hat mein ganzes Vertrauen in Bücherdingen sowieso. Hab mir dementsprechend kürzlich den "Schimmernden Dunst über Coby County" besorgt. Bin gespannt...

Anonym hat gesagt…

Dann viel Spaß mit Coby County!