Vielleicht heißt der Hund von meinem Alki-Nachbar ja Isolde, denke ich. Ich lese sofort bei Wikipedia die Geschichte von Tristan und Isolde nach: Tristan sollte die holde Isolde eigentlich zu ihrem zukünftigen Ehemann bringen, steht da, aber ganz zufällig trinken sie einen Liebestrunk und stürzen sich in ein wildes Sexabenteuer. Unter dem Wikipedia-Eintrag ist ein Link zu YouTube. Im Video spielen Pornodarsteller die Sage nach – zu Musik von Richard Wagner. Ich versuche mir nicht vorzustellen, wie Angela Merkel auf den Wagner-Festpielen einen Liebestrunk zu sich nimmt. Es klappt nicht.
Ich schaue wieder aus dem Fenster. Mein Alki-Nachbar ist zusammen mit seinem Hund wieder in die Eckkneipe zurückgewankt und der Jung-Vater versucht immer noch sein Kind einzufangen.
„Wie wär’s zum Bleistift wenn du mal herkommst“, ruft er. Sein Sohn Tristan denkt nicht dran. Er rennt immer die zwei Meter weiter weg, die sein Vater auf ihn zukommt. Wahrscheinlich will der Vater den Jungen einfangen, um ihn in die Wohnung zu verfrachten, damit er ihm dort die blonden Locken nachfärben kann. Ich denke darüber nach, warum das neue Bürgertum seinen blonden Kindern Namen von Sagengestalten gibt, aus denen der geniale Antisemit Richard Wagner mal eine Oper gemacht hat. Ich beschließe in das Treiben auf der Wrangelstraße einzugreifen und rufe zu dem Bürgertums-Vater runter: „Hey Adolf. Jetzt komm doch mal her.“ Aber da kommt plötzlich der alte Alki-Nachbar wieder aus der Eckkneipe und ruft: „Ich komm ja schon."
Fortsetzung folgt
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