30. Oktober 2012

Berlin vs. Hamburg oder gleich nach Kreuzberg?

Am 5. November treten zwei Städte gegeneinander an. Das geht. Im Poetry Slam geht alles. Berlin vs. Hamburg natürlich. Und natürlich zeigen wir es den Hamburgern mal so richtig. Also kommt alle in die Volksbühne und feuert uns an!
Hier sage ich meinen Senf dazu. War übrigens nicht meine Idee. Dass ich meinen Senf dazu sage. Und dass ich vor dem Brandenburger Tor stehe. (Das war übrigens der Berliner Wind, der meine Frisur so zugerichtet hat.) Aber da es nun dieses Video gibt, will ich es meinem Blog nicht vorenthalten.

 

Ach, und am 6. November ist natürlich auch Kreuzberg Slam im Lido. Mit illustren Gästen wie z.B. Micha Ebeling, Jacinta Nandi und Bumillo.

12. Oktober 2012

Text: Langweilig Teil 5


Langweilig 5 – Die Rückkehr der langweilige Sieben

Fortsetzung von Langweilig Teil 1, 2, 2 ½, 3 und 4. Thematisch knüpft auch Langweilig Teil 5 an die vorangegangenen Teile an. Die langweiligen Sieben kommen übrigens gar nicht vor, weder in diesem Text noch in einem Text davor.

„Roman! Oder: Die Abschaffung der Gegenwart. Schon passiert. Und jetzt, am allerbesten, endlos klaglos und direkt...“
Rainald Goetz


Ich gehe in einen Buchladen, ich möchte mir von Thomas Bernhard das Buch „Auslöschung“ kaufen, aber leider gibt es in der Buchhandlung kein einziges Buch von Thomas Bernhard, überhaupt scheint es in dieser so genannten Buchhandlung überhaupt gar keine Bücher mehr zu geben, sondern nur Geschenkartikel, Postkarten und Kalender mit Katzenbabys, Hundebabys, Hamsterbabys und nackten Eishockeynationalspielerinnen drauf. Ich gehe zu einen der Buchverkäufer hin und frage, ob sie hier nicht doch irgendwo dieses hervorragende Buch von Thomas Bernhard vorrätig hätten, aber der naturgemäß vollkommen stumpfsinnige Buchverkäufer schaut mich nur aus traurigen Augen traurig an:
„Mhh, Thomas Bernhard“, sagt er.
„Auslöschung“, sage ich.
„Mhh, Auslöschung“, sagt er.
„Genau“, sage ich.
„Mhh, nein“, sagt er.
„Schlecht“, sage ich.
„Mhh, schlecht“, sagt er.
Da springt mir auf einmal doch ein Buch ins Gesicht, also jetzt metaphorisch gemeint, es heißt: „Neukölln ist überall“.
Das wäre ja furchtbar, wenn jetzt überall Neukölln wäre, denke ich, und überall diese stoffbeutelschwenkenden, Club-Mate trinkenden und solche kleinen Verbrechermützen tragenden Hipster rumlaufen würden. Obwohl, denke ich und nehme einen Schluck Club Mate, die ich immer in meinem Stoffbeutel dabeihabe. Auf dem Stoffbeutel steht: „Adolf Hipster.“ Aber dann sehe ich, dass das Buch von dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky oder Martschinkowsky oder wie der heißt, geschrieben ist, und dass es da um Integration geht. Und zwar nicht um die Integration von schwer erziehbaren Hipstern, sondern von so genannten Problemjugendlichen.  Problemjugendliche haben gar keine Probleme, wie ich ja erst dachte, zum Beispiel, dass sie keinen Job finden oder diskriminiert werden, nein – laut Heinz Bukowski sind die Jugendlichen selbst das Problem. Weil sie sich nicht anpassen an den weißen, heterosexuellen Mainstream und außerdem keine Artikel und Pronomen mehr sprechen können: ‚Ey, ich fahr jetzt Schönleinstraße, geh dann Rütlischule und check da Drogen, Alter.’
Naja, jedenfalls liegt in dieser so genannten Buchhandlung dieses Buch des Neuköllner Thilo-Sarrazin-Verschnitts rum und ich lese, was da hinten auf dem Buchrücken steht: „Heinz Buschkowsky spricht unbequeme Wahrheiten aus.“ Allerdings nicht die, dass der seit elf Jahren regierende Bezirksbürgermeister in diesen elf Jahren nicht geschafft hat, aus Neukölln das zu machen, was ein paar zugezogene Studenten, Künstler und schwedische Touristen in sechs Monaten geschafft haben: Ein nettes, bürgerliches Viertel mit dreihundert Biobäckereien, netten Cafés und überteuerten Mieten.
Heinz Buschkowsky auslöschen, denke ich, Auslöschung, Zerfall, Destruktion, Untergang, aus! Weg mit diesen Das-muss-mal-gesagt-werden-Arschlöchern!
Naturgemäß völlig erschöpft von diesen ganzen Gedanken, verlasse ich die so genannte Buchhandlung und laufe die Friedrichstraße hinunter. Direkt vor dem U-Bahnhof sehe ich einen Zeitungsaboandreher, der bewegungslos hinter seinem Zeitungsstand hängt. Eine Zeitung, denke ich, das wäre jetzt etwas. Und ein Abo bräuchte ich auch dringend. Ich gehe also zu dem Zeitungsaboandreher hin und sage ihm, dass ich gerne ein Probeabo abschließen würde.
Er schaut mich überrascht an. „Das ist noch nie passiert.“ Er hält kurz inne. „Aber nein.“
„Was nein?“
„Sie bekommen kein Probeabo von mir.“
„Warum?“
„Weil ich keine Lust habe.“
Ich schaue ihn ungläubig an.
„Sie können jetzt  gehen. Ich gebe Ihnen heute kein Probeabo!“
„Ich will aber sofort ein Probeabo, das ist mein gutes Recht.“
„Nein“, ruft der Probeaboandreher. „Ich mag sie nicht.“
In diesem Moment kommt mein Freund Vin Diesel auf seinem Motorrad angefahren, auf seiner Schulter ruht eine Panzerfaust, mit der er den Zeitungsstand samt Probeaboandreher in die Luft sprengt.
„Vin“, rufe ich, „du kommst genau im richtigen Augenblick.“
„Das ist mein Job“, sagt Vin, „Auslöschung.“
„Lieber Leser“, spreche ich den Leser dieses Textes persönlich an. „Das sind die schönen Momente im Leben einer fiktionalen Figur, wenn es der Autor möchte, wird man von seiner Qual sofort erlöst.“
„Ist dieses Leseransprechen das Pendant zum in die Kamera-Schauen beim Film und damit den Zuschauer direkt ansprechen?“, fragt Vin, setzt sich seine Hornbrille auf und streicht sich sein kariertes Cordjacket zurecht. Dann schaut er sich im Rückspiegel seines Motorrads an und bleckt die Zähne. „Eine Vin-Vin-Situation“, sagt er zu seinem Spiegelbild.
Vin Diesel hat wirklich einen ganz eigenen Humor, denke ich. Wir schlendern weiter die Friedrichstraße hinunter und stehen plötzlich in Neukölln.
„Das ist ja seltsam“, sage ich.
Wir nehmen die S-Bahn zum Alexanderplatz, aber als wir aussteigen stehen wir auf dem Hermannplatz. Wir fahren nach Marzahn, aber auch da ist Neukölln.
„Neukölln ist überall“, sage ich, „Heinz Buschkowsky hat doch recht.“



3. Oktober 2012

Finale 2012

Das war schön gestern beim Finale! Herzlichen Glückwunsch an den Gewinner Paul Weigl! Und voll voll war's auch: