21. November 2010

SZ

Warum stimmen immer alle Klischees? Warum kann eine Münchner Zeitung nicht über Berlin schreiben? Warum rege ich mich darüber maßlos auf? Warum lese ich das alles überhaupt? 

Letzte Woche in der Süddeutsche Zeitung auf Seite 3 zwei der dümmsten Artikel, die ich je gelesen habe. Der erste ging über Gated Communities und Carlofts in Potsdam und Berlin. Schon die Überschrift: "In bewachten Wohnanlagen fühlen die Leute sich sicher - wenn nur die doofen Nachbarn nicht wären. Und der Neid." Klar, jeder Mensch ist natürlich voll neidisch auf die Bonzen in bewachten Wohnanlagen! So wollen wir alle Leben. Und in München bitte auch. München gleicht ja sowieso einer einzigen bewachten Wohnanlage, soviel Polizei wie da rumfährt. Aber es geht noch weiter:
"In Kreuzberg auf seinem Balkon parken? Tolle Sache. Aber offenbar provozierend." Nee, brauchen wir nicht hinterfragen, Carloft, ja ist super. Wie kann man sich da nur aufregen? "Ist das die berühmte Berliner Toleranz?", fragt die SZ. Nein, natürlich nicht, das ist, wie ein Investor für Luxuswohnungen sagt: "Leider typisch deutsch". Schön wär's!
Der Schlussabsatz ist auch sehr schön. Es wird eine "junge Mutter" zitiert, die in einer Luxuswohnalnage in Friedrichshain wohnt: „'Und trotzdem wachen wir hier manchmal morgens auf und lesen Grafitti wie Willkommen in Bonzenhausen!' Die Mutter kommt aus München. Von da, sagt sie, 'kennen wir so was Intolerantes nicht’.“ 

Ab nach München, sag ich doch! Lieber nicht im bösen Berlin wohnen. Vor allem nicht im schlimmsten aller möglichen Viertel: NEUKÖLLN. Der zweite Artikel beschäftigt sich nämlich mit Neukölln, dem - wie es heißt- "Wilden Westen der Einwanderungsgesellschaft". In Neukölln ist das Wetter auch grundsätzlich schlecht, das passt zur absoluten Tristesse in Berlin: "Es nieselt, es ist kalt, das hier ist Neukölln". Hier verlassen die Schüler "ihre Hochhauswohnungen das ganze Wochenende nicht", sie "haben Angst vor Kriminalität." Besonders in Nord-Neukölln ist es schlimm. Ja, war die Münchner Journalistin überhaupt mal in Nord-Neukölln? Da gibt es inzwischen bestimmt mehr Biobäckereien als in Schwabing und Prenzelberg zusammen und genug Münchner Touristen die in den unzähligen "Szene-Bars" ihr Augustiner kippen. 
Vielleicht liegt es aber auch wirklich nur am schlechten Wetter in Neukölln, so heißt es ganz am Ende: "Draußen in Neukölln will es einfach nicht aufhören zu regnen." 
Jaja, Berlin schafft sich ab. 

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